Ole-Christopher Plambeck, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, äußerte sich heute im Plenum zum 4. Nachtragshaushalt, der durch die Corona-Pandemie erforderlich wurde und bezeichnete die aktuelle Situation als historische Krise.
Die Corona-Pandemie habe zu einem Einbruch der Wirtschaft und damit zu einem erheblichen Rückgang der Einnahmen geführt, wie Schleswig-Holstein es so seit dem zweiten Weltkrieg nicht erlebt habe.
Mit dem vor uns liegenden vierten Nachtragshaushalt 2020 werde man gemeinsam einen Kreditrahmen beschließen, der über mehr als eine Generation über 40 Jahre zurückzuzahlen sei.
„Ich kenne keinen, dem diese Entscheidung über den Notkredit von weiteren 4,5 Mrd. Euro auf 5,5 Mrd. Euro zuzüglich einer Kreditaufnahme für konjunkturell bedingte Steuermindereinnahmen von 1,198 Mrd. Euro, leichtfällt. Wir fassen den Beschluss nicht gern, aber fassen ihn in vollem Bewusstsein über seine Notwendigkeit und Tragweite und aus tiefster Verantwortung für unser Schleswig-Holstein und seine Bürgerinnen und Bürger. Denn am Ende geht es um nichts anderes als den ökonomischen und damit auch den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und in der Krise zu helfen.
Wir machen genau das, was in einer solchen Phase nicht nur wichtig, sondern sogar essenziell ist: Wir investieren in den Standort Schleswig-Holstein!“, so Plambeck.
Das geschehe, indem mit 2,5 Mrd. Euro der Nothilfe die Finanzierung der IMPULS-Investitionen absichern werde und diene dazu, den Wirtschafts- und Arbeitsstandort für Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern attraktiv zu halten. Das könne nur gelingen, wenn in Glasfaser, in Schulen, in Universitäten, in Straßen und Schiene, in Digitalisierung und in Radwege investiert werde. Dies sei für den Standort Schleswig-Holstein von elementarer Bedeutung. Insbesondere bei der Digitalisierung brenne es in allen Bereichen.
Und weiter: „Darüber hinaus finanzieren wir mit diesem Nachtragshaushalt weitere Testkapazitäten und Maßnahmen für den Infektions- und Gesundheitsschutz. 150 Mio. Euro stehen dafür bereit. Der Einbruch der Wirtschaft sorgt auch bei den Kommunen, für erhebliche Steuermindereinnahmen. Auch hier bekennen wir uns zu unserer Verantwortung und übernehmen gemeinsam mit dem Bund je die Hälfte der im Mai geschätzten Gewerbesteuerausfälle von 330 Mio. Euro. Als Land nehmen wir dafür entsprechend 165 Mio. Euro in die Hand.
Aber nicht nur die Gewerbesteuereinnahmen fallen bei den Kommunen weg. Im Jahr 2021 werden wir die Hälfte und im Jahr 2022 ein Viertel der Ausfälle bei der Einkommensteuer übernehmen. Maximal stehen dafür 110 Mio. Euro bereit. Der Abrechnungsbetrag aus dem kommunalen Finanzausgleich für das Jahr 2020 teilen sich Land und Kommunen. Um die Kommunen zu entlasten wird der kommunale Anteil dabei bis 2031 gestreckt.
Neben dem 4. Nachtrag zum Haushalt 2020 beraten wir heute in erster Lesung auch den Haushaltsentwurf 2021. Die Corona-Pandemie hat natürlich ebenfalls große Auswirkungen auf die Haushaltsplanung für 2021 und die folgenden Jahre. Die hieraus resultierenden Folgekosten von 403 Mio. Euro werden durch den Notkredit aufgefangen. Hinzu kommt die geplante Übernahme von Altschulden aus der HSH Finanzfonds AöR in Höhe von 287,5 Mio. Euro. Eine weitere Kreditaufnahme gibt es für das Defizit von 346 Mio. Euro“, so der Abgeordnete, der begrüßte, dass die Landesregierung mit 1,38 Mrd. Euro mehr als zehn Prozent des Haushaltes für Investitionen geplant habe.
Mit dem heute vorgelegten Gesetzentwurf zur Regelung der Finanzanlagestrategie Nachhaltigkeit in Schleswig-Holstein wolle man eine stärkere Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in die Finanzanlagen des Landes erreichen und diese Kriterien auch gesetzlich verankern.
Plambeck: „Für den Haushalt 2021 gilt: Wir sollten keine wesentlichen neuen konsumtiven Ausgaben auf den Weg zu bringen. Denn auch wenn wir mit der Vereinbarung über den Notkredit unsere Corona-bedingten Mehrausgaben, Investitionen und Steuerausfälle abgesichert haben, ist klar: Jeder zusätzliche Euro, den wir ausgeben, ist kreditfinanziert und stellt damit eine Belastung für die kommenden Generationen dar. Darum ist absolute Haushaltsdisziplin gefordert. Glücklicherweise haben wir derzeit eine günstige Zinslage, so dass wir mit knapp 455 Mio. Euro Zinsen auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre bleiben. Vor diesem Hintergrund haben wir uns im Finanzausschuss intensiv mit dem Thema Altschulden auseinandergesetzt, denn eben diese sind mit erheblichen Zinsrisiken verbunden. Im Klartext heißt das, dass schon kleine Zinserhöhungen starke Belastungen für den Landeshaushalt zur Folge haben.“
Die Kapitalmarktschulden würden bis 2024 auf ca. 38 Mrd. Euro und damit ca. 13.000 Euro für jede Einwohnerin und jeden Einwohner von Schleswig-Holstein anwachsen. Hinzu käme die verdeckte Verschuldung von über 6 Mrd. Euro in Form des Investitionsstaus und natürlich die Pensionsverpflichtungen, die derzeit bei einem Barwert von knapp 35 Mrd. Euro liegen. Ein Altschuldentilgungsplan sei absolut sinnvoll, um das Zinsrisiko zu minimieren. Aber die Pandemie habe hier ganz klar einen Strich durch die Rechnung gemacht.
„Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung über diesen großen Kreditrahmen keine leichte Entscheidung, und auch die Haushaltsberatungen für 2021 werden keine einfachen sein. Aber wir alle sind bereit, diese Verantwortung zu tragen“, so der Abgeordnete abschließend.