Studium | | Nr. 087/21
TOP 39: Studierenden alle Hilfe und Unterstützung zukommen lassen
Rede zu Protokoll gegeben!
Sehr geehrte Landtagspräsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Zeiten wie diese sind nicht geeignet für Menschen mit schwachen Nerven. Unser aller Leben hat sich durch die Pandemie radikal verändert. Für diejenigen, die in dieser Zeit zu den Studierenden gehören, fällt es allerdings besonders schwer.
Denn Corona hat das Leben der Studierenden komplett verändert und mit einem reinen Online-Semester in diesem Winter auf einen Alltag alleine vor dem Bildschirm reduziert. Perspektivisch sieht es derzeit so aus, dass dies auch für das nächste Sommer-Semester so gelten muss.
Es überrascht also nicht, dass in vielen Gesprächen mit Studierenden inzwischen schnell die ehrliche Antwort kommt: Studierende in dieser Pandemie leiden unter Einsamkeit. Darüber hinaus können
Konzentrationsschwierigkeiten, Stress durch geänderte Prüfungszeiten und -abläufe, finanzielle Engpässe, Zweifel an der richtigen Studienfachauswahl, gestiegene Anforderungen an die Selbstorganisation und fehlende Freunde am neuen Ort, sowie Liebeskummer oder Zukunftsängste durch immer neue Pandemie-Nachrichten die Folgen der Kontaktbeschränkungen sein. All das sind Alarmsignale. Sie können zu psychischen Beeinträchtigungen führen. Inzwischen gibt es auch erste Studien, die uns evidenzbasiert zeigen, dass Studierende durch die Kontaktbeschränkungen vermehrt mit diesen zusätzlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen haben.
In der Regel reicht es aus, einen guten Freund, eine Freundin, einen Ratgeber, schlichtweg einen „Mutmacher“ an der Seite zu haben oder jemanden, der sich regelmäßig meldet und wirklich zuhören kann, jemanden, der auch mal fragt: „Und wie geht es dir wirklich?“
Viele junge Menschen finden dies in dieser Zeit an ihrem Studienort nicht mehr, weil Kontaktbeschränkungen das gesellschaftliche Leben drastisch reduziert haben.
In der Konsequenz haben viele Studierende daher ihren Studienort wieder verlassen und sind wieder zurück ins Elternhaus gezogen, um zumindest dort eine Hausgemeinschaft zu erleben.
Wer aber diese Möglichkeit nicht hat, den können die Einsamkeit und die anderen Beeinträchtigungen krank machen. Das kann jeden treffen. Warnhinweise für psychische Erkrankungen, müssen rechtzeitig erkannt und sollten möglichst schnell behandelt werden.
Wer in psychische Bedrängnis gerät, kann deswegen auf eine ganze Reihe professioneller Angebote, sei es im Netz über Beratungsplattformen bis hin zur Telefonseelsorge zurückgreifen.
Manche Studierende fühlen sich damit jedoch nicht angesprochen und suchen gezielt Hilfe in den psychosozialen Beratungsstellen des Studentenwerks, die speziell auf studentische Bedürfnisse abgestimmt sind.
Eine steigende Nachfrage nach diesen psychosozialen Beratungen im Verlauf der Pandemie überrascht nicht. Die geschilderten Problemlagen Ratsuchender sind komplexer geworden und die Wartezeit für einen Beratungstermin hat sich verlängert.
Mit diesem Antrag wollen wir darauf reagieren. Mit einer Sofortmaßnahme soll die Stundenzahl der teilzeitbeschäftigten Psychologinnen und Psychologen beim Studentenwerk aufgestockt werden, so dass wöchentlich rund 35 zusätzliche Beratungsstunden angeboten werden können.
Außerdem ist es wichtig, dass es dem Bildungsministerium gelungen ist, die organisatorischen Rahmenbedingungen für das Studentenwerk so zu verbessern, dass BAföG-Anträge schneller bearbeitet werden. Denn auch finanzielle Sorgen können für Studierende belastend sein.
Die Studienzeit gehört nach Kindheit und Jugend zu den Lebensabschnitten, die besonders prägend für das weitere Leben sind. Hier werden wichtige Weichen im Leben gestellt, beruflich, aber auch privat. In dieser Zeit entstehen Freundschaften und Partnerschaften, die geeignet sein können, ein Leben lang zu halten.
Wer studiert, ist kein Schüler mehr, aber fühlt sich oftmals auch noch nicht so richtig erwachsen, sondern irgendwo dazwischen.
Schleswig-Holstein ist ein beliebtes Land und verfügt über eine attraktive Hochschullandschaft mit steigenden Zahlen an Studierenden. Der hochqualifizierte Nachwuchs soll unsere Zukunft gestalten. Darauf sind wir angewiesen!
Umso nötiger ist es, dass wir in dieser besonderen Zeit gemeinsam dazu beitragen, dass Studierende trotz der Pandemie unbeschwert durchs Leben gehen und die Unterstützung und Hilfe bekommen, die sich jetzt brauchen. Wir können es uns nicht leisten, dass sie unter Einsamkeit leiden und krank zu werden.
Ich bitte um Zustimmung zu diesem Antrag.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel