Bildung | | Nr. 381/20
TOP 31+33: Die Lage ist ernst, aber Schule ist ein sicherer Ort
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Ministerpräsident hat es in der Regierungserklärung gesagt: Wir sind in einer ernsten Lage. Allerdings ist mir wichtig zu betonen: Schule ist ein sicherer Ort, auch in Zeiten von Corona. 362.000 Schülerinnen und Schüler an 792 Schulen gibt es in Schleswig-Holstein. Es gibt kaum einen anderen Ort, wo so viele Menschen regelmäßig zusammenkommen und so wenig Corona-Infektionen festgestellt werden können. Ähnlich gilt es auch für die Kindertagesstätten. Und deshalb ist es auch im Sinne des Gesundheitsschutzes ein richtiger Ansatz und muss unser gemeinsames politisches Ziel sein, dass Schulen und Kindergarten geöffnet bleiben.
Erstens hilft uns das auch beim Gesundheitsschutz: Zum einen stecken sich hier Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche seltener an. Zum anderen können wir an kaum einem anderen Ort so gut Infektionsketten nachvollziehen wie an Schulen. Wir wissen mit Namen und Adresse, wer die Klassen besucht und durch das Kohortenprinzip können wir gut nachvollziehen, wer mit wem Kontakt hat. Das erleichtert die Arbeit der Gesundheitsämter erheblich.
Und zweitens geht es aber auch darum, dass Schule als Bildungsort und Ort von sozialen Begegnungen erhalten bleibt. Die Schließung von Schulen am Anfang des Jahres hat uns vor Augen geführt, wie vielfältig die Aufgaben und Funktionen von Schule für Kinder und Jugendliche sind. Ich nenne nur das Stichwort Chancengerechtigkeit in Sachen Bildung.
Den Gesundheitsschutz nehmen die Schulen, die Schulaufsicht und das Bildungsministerium sehr ernst. Der Corona-Reaktionsplan, der Schnupfenplan, Anordnungen zum Lüften, die Maskenpflicht und viele weitere Regelungen und Empfehlungen zum Gesundheitsschutz sind auf den Weg gebracht worden. Und ja, wir müssen die Lage immer wieder neu bewerten und unsere Maßnahmen anpassen. Das gilt auch für die Schülerbeförderung.
Mein Eindruck ist, dass die Schulen viel besser mit der neuen Realität zu Rechtkommen, als manch eine politische Debatte auch hier im Haus manchmal vermuten lässt. Und das gilt noch mehr für die Schülerinnen und Schüler. Das verdient unsere Unterstützung und unser Lob.
Und ja, die SPD hat natürlich Recht, dass wir uns auch auf den Fall vorbereiten müssen, sollte es wieder zu Schulschließungen kommen. Aber das haben wir getan. Wir haben Pläne für Hybrides- und Distanzlernen auf den Weg gebracht. Im Reaktionsplan haben wir auch festgehalten, wann welche Unterrichtsformen greifen sollen und das auch mit technischen und personellen Beschaffungen und Investitionen hinterlegt. Die Ministerin hat dazu ja berichtet.
Das Bildungsministerium wertet gerade eine Umfrage zur Umsetzung des Corona-Rahmenkonzepts an den Schulen aus. Die ersten Ergebnisse zeigen schon, dass wir im Großen und Ganzen gut vorbereitet sind. Aber wenn wir den Schulen wirklich helfen wollen, müssen wir uns jetzt als erstes die Ergebnisse anschauen und die Umfrage auswerten. Danach haben wir eine faktengesättigte Grundlage, um über Maßnahmen und Hilfen zu sprechen, mit denen wir die Schulen eventuell noch unterstützen müssen. Deswegen ist der SPD-Antrag jetzt viel zu früh und stochert im Nebel.
Und dass die SPD jetzt wieder in der Corona-Zeit nochmal versuchen will, das Leistungsprinzip und Schulnoten durch die Hintertür abzuschaffen, halte ich für falsch.
Gerade die Digitalisierung von Bildung ist jetzt im Fokus. Hier liegt eine große Chance in dieser Krise, von der wir auch nach Corona gewaltig profitieren können. Dabei finde ich aber auch wichtig, dass man ehrlich sagt: Wir werden nicht mehrere tausend Endgeräte innerhalb weniger Woche anschaffen und einrichten können. Selbst wenn wir ein Lernmanagementsystem für eine Schule einrichten, werden die Kollegien und Klassen Zeit brauchen, das neue System in ihre Arbeit zu integrieren. Das ist nicht banal. Und oft ist das sogar auch klug, sich Zeit zu nehmen, weil wir ja eine nachhaltige Lösung haben wollen. Und in Richtung Opposition sei nur noch einmal darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung von Bildung in der Schule nicht ihren Anfang mit der Corona-Pandemie genommen hat. Man hätte viele Maßnahmen deutlich früher als in den vergangenen drei Jahren auf den Weg bringen können und aus meiner Sicht auch bringen müssen.
Am Geld allerdings hapert es im Moment nicht. Wir haben verschiedene Programme auf den Weg gebracht, die die neue Dynamik nutzbar machen werden:
- Der klassische Digitalpakt mit 170 Millionen Euro.
- Das Sofortausstattungsprogramm von Bund und Ländern mit 18,7 Millionen Euro.
- Das Landesprogramm zur Förderung des digitalen Lernens an Schulen mit 15 Millionen Euro.
- Die Verwaltungsvereinbarung zum Thema Administration der Schul-IT mit 17 Millionen Euro.
- 2 Millionen Euro für pädagogische Begleitung der Digitalisierung und die Entwicklung schulspezifischer Lösungen und
- schließlich ist ja auch ein Programm zur Ausstattung von Lehrkräften mit digitalen Endgeräten in der Vorbereitung.
Also bei dem Thema ist ordentlich Dampf auf dem Kessel und ich finde auch sehr richtig, dass das Bildungsministerium für das Thema einen eigenen Arbeitsstab eingerichtet hat. Es geht jetzt darum, dass wir zusammen mit den Kommunen und dem Bund diese Chancen der Digitalisierung auch umsetzen. Damit könnte auch etwas Gutes aus der Corona-Zeit bleiben.
Die Zeiten sind ernst, aber wir haben einen Plan, wie wir mit der Lage in den Schulen umgehen.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel