Bildung | | Nr. 145/18
(TOP 17) Die SPD spielt Schularten gegeneinander aus
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Eines möchte ich gleich am Anfang meiner Rede hier festhalten: Ziel einer guten Bildungspolitik kann es nicht sein, eine möglichst hohe Abiturientenquote zu erreichen. Es ist nichts gewonnen, wenn möglichst viele Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein ein Abitur machen.
Dann ist das Abitur am Ende keine allgemeine Hochschulreife, sondern lediglich eine Hochschulzugangsberechtigung. Mangelnde Studierfähigkeit ist mittlerweile an allen Hochschulen bei uns im Land ein Thema. Deshalb ist weniger wichtig, wie viele Abitur machen, sondern wichtiger, dass das Abitur eine hohe Qualität hat.
Zum Zweiten macht Ihr Antrag wieder einmal deutlich, dass Sie Schularten gegeneinander ausspielen wollen. Und anscheinend große Probleme mit unserem Schulsystem aus Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen haben. Ich erinnere mich noch genau, wie Sie bei der G9-Debatte die Gemeinschaftsschulen schlecht geredet haben und angekündigt haben, dass die Anmeldezahlen rapide sinken werden. Die Anmeldezahlen zeigen heute, das Ihre Befürchtungen nicht eingetreten sind. Wir haben gute Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein, für die sich die Eltern gern und mit voller Überzeugung für Ihre Kinder entscheiden.
Heute geht es weiter. Sie sprechen von struktureller Benachteiligung von Gemeinschaftsschulen. Wenn dem so wäre, dann wären doch gerade Sie dafür verantwortlich. Denn an der Ausstattungssituation der Gemeinschaftsschulen hat sich seit dem Regierungswechsel nichts verändert. Also, Ihre Behauptung stimmt einfach nicht.
Die Lehrerstellenzuweisung an Gemeinschaftsschulen ist höher als bei jeder anderen Schulart. Schüler an Gemeinschaftsschulen bekommen mehr Unterricht. Gerade für das Thema Differenzierung werden zusätzliche Lehrerstunden zur Verfügung gestellt. Und Gemeinschaftsschulen haben die Möglichkeit, im Gegensatz zu anderen Schularten sich ihre Schüler auszusuchen. Ich kann daher überhaupt nicht verstehen, wie Sie dazu kommen, von einer strukturellen Benachteiligung zu sprechen.
Unser Ziel ist es, dass alle Jugendliche den bestmöglichen Schulabschluss erreichen können, der ihrer Begabung, ihren Fähigkeiten und ihrer Neigung entspricht. Ein kluger Satz aus dem schleswig-holsteinischen Schulgesetz.
Um das zu erreichen, haben wir ein gutes System aus Gemeinschaftsschulen mit und ohne Oberstufe, Gymnasien und beruflichen Schulen.
Auch habe wir an vielen Standorten hervorragende Kooperationen zwischen Gemeinschaftsschulen, Gymnasien oder berufliche Schulen.
Schulische und berufliche Werdegänge sind sehr unterschiedlich, sie haben alle ihre Daseinsberechtigung und verdienen denselben Rückenwind von unserem Land.
Wir werden diesen Werdegängen mit unserem aktuellen System gerecht. Ich würde mir wünschen, dass die SPD Fraktion an der weiteren Verbesserung mitarbeitet und nicht das bisher Erreichte schlecht redet.
Ein wichtiger Beitrag zu dieser Verbesserung wird der Bildungsbonus sein, von dem auch die Gemeinschaftsschulen profitieren werden. Der Bildungsausschuss hat sich kürzlich in Hamburg darüber informiert, wie man Schulen in besonderen Problemlagen unterstützen kann. Man wundert sich schon – gerade, wenn man mit dem Verein „Schulen am Wind“ spricht – warum es diese Unterstützung noch nicht gibt. Das gehen wir jetzt an und helfen Schulen an den Stellen, wo sie Unterstützung brauchen.
Am Ende lässt mich Ihr Antrag ratlos zurück. Sie beschreiben ein Problem, das es offenkundig nicht gibt. Und fordern nur einen Maßnahmenkatalog, weil Ihnen selber gar nicht klar ist, was sie eigentlich wollen. Gute Oppositionsarbeit zeichnet sich durch konkrete Vorschläge aus. Wenn die gut sind, nehmen wir diese auch gerne auf und helfen bei der Umsetzung. Dieser Antrag ist ein Beispiel, wie es nicht geht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel