Bildung | | Nr. 042/19
(TOP 17) Die Profiloberstufe auf den Prüfstand stellen
Es gilt das gesprochene Wort
Sperrfrist Redebeginn
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Kollegen,
es ist der richtige Zeitpunkt, die Profiloberstufe auf den Prüfstand zu stellen und Veränderungen zu diskutieren. Und deshalb unterstützen wir den gestarteten Diskussionsprozess.
Ich möchte unterstreichen, dass ich den Weg der Einbindung von Schulleitungen, Lehrer, Eltern, Schülern und Verbänden bemerkenswert gut finde. Dafür möchte ich die Bildungsministerin Karin Prien loben. Denn es ist nicht selbstverständlich und das hat es auch nicht immer so gegeben. Das Ministerium hat bereits vor den Herbstferien ein Diskussionspapier veröffentlicht und mögliche Änderungen an der Oberstufenverordnung skizziert. Viele Gespräche wurden schon durch das Ministerium mit verschiedenen Interessengruppen geführt. Am Wochenende erfolgt eine große Diskussionsveranstaltung. Das ist ein gutes Beispiel, wie eine komplizierte Reform mit vielen Details in der Breite diskutiert werden kann und so hoffentlich konsensuale Lösungen gefunden werden können. Wir unterstützen diesen Prozess.
Für mich ist das Thema auch deshalb so spannend, weil ich über eine Oberstufenreform politisiert wurde. Als Schülervertreter habe ich mich leidenschaftlich für die Beibehaltung des Kurssystems in der Oberstufe eingesetzt. Umso mehr freue ich mich, dass wir mit den geplanten Veränderungen in Richtung Kurssystem gehen werden. Für mich eine späte Genugtuung. Das ist natürlich aber nicht der Ausgangspunkt für die Diskussion.
Uns geht es darum, die Studierfähigkeit von Abiturienten von Gemeinschaftsschulen und Gymnasien zu verbessern. Übrigens auch ein Vorhaben, dass die Vorgängerregierung sich auch schon vorgenommen hatte. Kern der Reform wird die Differenzierung in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und einer Fremdsprache in ein erhöhtes und grundlegendes Niveau sein. Das erhöhte Niveau wird zukünftig 5-stündig unterrichtet werden. Es wird also wieder Leistungskurse geben. Das ist eine gute Nachricht für die Oberstufen im Land.
Das finden wir richtig, weil dadurch eine stärkere Spezialisierung der Schüler möglich sein wird. Es macht Sinn, dass man die Neigungen von Schülern gezielt fördert. Zum Beispiel bekommen wir gerade aus naturwissenschaftlichen Studiengängen die Rückmeldung, dass die Schüler nicht über ausreichend Mathematikkenntnisse verfügen. Leistungskurse können dabei helfen, Schüler besser auf das Studium vorzubereiten. Damit stärken wir die wichtigen Kernfächer.
Daneben wird es auch wieder mehr Wahlrechte für Schüler geben, das bietet die Möglichkeit sich stärker zu spezialisieren. Ein Schritt, der klar in Richtung Kurssystem geht. Uns als CDU-Landtagsfraktion ist aber trotzdem wichtig, dass die Fächerbreite gerade in den Naturwissenschaften und Fremdsprachen erhalten bleibt, denn wir vergeben am Ende der Oberstufe eine allgemeine Hochschulreife und kein Fachabitur.
Daneben freuen wir uns sehr, dass auch das Profilfach Informatik den Weg in das Diskussionspapier gefunden hat. Wir haben darüber schon hier im Plenum diskutiert. Für Informatik als Schulfach brauche ich ausreichend Informatiklehrer, für die wir nun Anreize geschaffen haben. Die Einführung des Profilfachs wird am Ende wahrscheinlich nur an wenigen Oberstufen angeboten. Es ist aber ein wichtiges Signal an angehende Lehrkräfte, dass das Fach Informatik ernst genommen wird.
Eine Herausforderung dieser Reform wird sein, wie wir die neuen Wahlmöglichkeiten in der Fläche umsetzen. Gerade kleine Schulstandorte werden dies nicht einfach umsetzen können. Deshalb schlägt das Positionspapier Kooperationen zwischen Schulen und 2-Wege-Kurse vor. Ich war am Anfang gerade vom zweiten Punkt nicht vollständig überzeugt. Überzeugend ist aber, dass so oder so die Spezialisierungsmöglichkeiten eine Verbesserung in der Studierfähigkeit als Ergebnis haben. Es wird also herausfordernd diese Reform in der Fläche umzusetzen.
Und da sind wir dann bei den Vorschlägen der SPD. Ihre Forderungen, zum Beispiel nach Wiederholung von Kursen, sind nur in sehr großen Oberstufen zu realisieren und führen in der Konsequenz dazu, dass wir Oberstufenzentren bekommen müssen. Denn gerade kleine Oberstufen an den Gemeinschaftsschulen werden das nicht umsetzen können. Wollen Sie kleine Oberstufen schließen? Das müssen sie dann auch so klar benennen. Ich halte das für einen schlechten Vorschlag, wir wollen ja keine SchulstrukturreformSchulstrukturreform, sondern unsere Oberstufen verbessern.
Nebenbei offenbaren Sie auch mit Ihrem Antrag Unkenntnis von unserer Oberstufenstruktur. Sie behaupten, die Einführung von G9 würde die Oberstufe jetzt wieder flächendeckend dreijährig machen. Das ist überhaupt nicht der Fall. Die Oberstufe ist, egal ob in G9 oder G8, immer dreijährig gewesen und geblieben. Veränderung gibt es nur in der Mittelstufe, da wäre es gut, wenn Sie sich etwas vertiefter mit den Themen beschäftigen würden.
Weiter schlagen Sie vor, dass Abiturklausuren sukzessive in unterschiedlichen Halbjahren abgelegt werden sollen. Mal abgesehen davon, dass das nach KMK-Regelungen überhaupt nicht umsetzbar ist, legen Sie mit einer solchen Forderung die Axt an die Qualität unseres Abiturs an. Es geht doch beim Abitur nicht darum, irgendwann mal etwas zu wissen. Es geht darum, Wissen für unterschiedliche Fächer zu einem bestimmten Punkt erarbeitet zu haben und dies dann in einer Prüfung zu beweisen. Das ist eine Kompetenz, die allen Schülern während eines Studiums wieder begegnen wird. Unser Ziel kann es doch nicht sein, dass Schüler möglichst angenehm zum Abitur kommen. Unser Ziel muss es sein, dass Schüler mit der Allgemeinen Hochschulreife gut auf ihr Studium vorbereitet sind. Es hilft niemanden, wenn Abiturienten im 2. Semester feststellen, dass sie dem Studium nicht gewachsen sind.
Wir wollen eine bessere Oberstufe und bessere Studierfähigkeit von Schülern in Schleswig-Holstein. Der Diskussionsprozess, den wir auch gerne im Bildungsausschuss fortführen, zeigt in diese Richtung. Das ist gut für unsere Oberstufen an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel