Fachkräfte | | Nr. 355/21
TOP 18: Maritimes Bildungszentrum auf dem Priwall wäre zukunftssichere Lösung
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Obermeister, liebe Zuschauer,
wie viele bereits wissen, bildet die Handwerkskammer Lübeck auf dem Priwall die Ausbildungsberufe Bootsbauer, Segelmacher, Glaser, Augenoptiker, Orthopädieschuhmacher und Maßschuhmacher, sowie Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik in Landesberufsschulen aus. Hier werden über die Landesgrenzen hinweg und überwiegend für einen bundesweiten Bedarf die Fachkräfte von morgen ausgebildet.
Nun ist es aber so, dass der geplante Trave-Campus, wo diese Ausbildungsberufe neben anderen Landesberufsschulen unterkommen sollten, durch den Architektenwettbewerb und die in die Höhe geschnellten Baukosten zu teuer geworden ist. Aus den ursprünglich angesetzten 91Mio Euro für den Neubau, sind nun über 180 Millionen Euro, wenn nicht sogar noch mehr geworden. Das Bauvorhaben ist trotz finanzieller Unterstützung des Landes für die Handwerkskammer Lübeck zu teuer und so musste die Handwerkskammer eine Entscheidung treffen. - Sie entschied sich schließlich dafür, sich von diesen Landesberufsschulen zu trennen.
Zum Vorgehen der Handwerkskammer kann ich nur sagen: so etwas hat es noch nie gegeben! Und es muss auch für die Zukunft eine einmalige Sache bleiben! Denn diese Entscheidung hat schwerwiegende Konsequenzen. Es verstärkt den Mangel an Fachkräften, auch über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus, und schafft zudem Unsicherheiten bei den Ausbildungsberufen, um nur einige Beispiele zu nennen, und steht diametral der Diskussion über die berufliche Bildung aus dem letzten Plenum entgegen.
Hinsichtlich der Landesberufsschulen der Bootsbauer sowie der Segelmacher muss aber noch ein ganz anderer Aspekt erwähnt werden. Sie haben ihren Standort auf dem Priwall und nicht weit von ihnen entfernt befindet sich (ebenfalls auf dem Priwall) die Seemannsschule.
Diese Schulen nutzen bereits ihre Nähe zueinander und haben durch das Travemünder Modell eine produktive und erfolgreiche Lernortkooperation geschlossen, die hoch anerkannt ist.
Diese Schulen zukünftig zu trennen ist daher kein guter Weg.
Eine bessere und zukunftssichere Lösung wäre es auf dem Priwall ein maritimes Bildungszentrum zu errichten, in dem die Landesberufsschulen erhalten bleiben und in ihrer Ausbildungskooperation noch näher zusammengebracht werden.
Daneben gibt es noch weitere Vorteile, die eine Zusammenlegung dieser Schulen mit sich bringt:
Erstens ist dieser Lernort nah am Wasser, was bundeweit einmalig ist und damit ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Abgesehen davon brauchen diese maritimen Bildungsgänge Wasserzugang, was an diesem Standort gesichert ist.
Zweitens bietet es Entwicklungspotenziale für die maritime Wirtschaft – nicht nur für Schleswig-Holstein, sondern auch für die anderen nördlichen Bundesländer.
Und drittens sichert es den so dringend gebrauchten Fachkräftenachwuchs.
Aber auch die Glaser, Augenoptiker, Orthopädieschuhmacher und Maßschuhmacher werden in Schleswig-Holstein und bundesweit als Fachkräfte gebraucht. Für ihre Landesberufsschulen muss daher dringend ein neuer Träger gefunden werden. Darum bitten wir die Landesregierung zu prüfen, ob die Stadt Lübeck oder das Land als Träger in Frage kommt.
Anders sieht es für die Kfz-Mechatronikerinnen und KFZ-Mechatroniker mit Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik aus. Für sie wird es keine Probleme geben in Schleswig-Holstein eine fortwährende und qualitativ hochwertige Ausbildung zu erhalten. Die Branche der Elektromobilität boomt, wie jeder weiß. Hier können wir also in den nächsten Jahren mit einer hohen Nachfrage an Nachwuchskräften rechnen. Die gute Nachricht ist, dass dieser Ausbildungsberuf in anderen Berufsschulen in Schleswig-Holstein angeboten wird. Der Fachkräftenachwuchs ist hier also gesichert.
Die SPD-Fraktion hat einen Antrag zur Sicherung der Fachkräfteausbildung und der Zukunft des Trave-Campus gestellt, der sich aber vorrangig auf den Trave-Campus fokussiert. Er lässt viele wichtige Aspekte bezüglich der Landesberufsschulen außer Acht, die durch den Neubau in ihrer Existenz betroffen sind.
Darum haben wir, die Fraktionen der CDU, des Bündnis 90/Die Grünen und der FDP, einen Alternativantrag gestellt – und ich bitte Sie unserem Alternativantrag zuzustimmen in dem auch geprüft werden soll ob und wie und zu welchen Kosten ein Maritimes Bildungszentrum auf dem Priwall zu errichten sein kann.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel