Tourismus | | Nr. 70/22
TOP 47: Nachhaltige qualitative Tourismusentwicklung muss Richtschur künftigen Handelns sein
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
mein Dank geht an Herrn Minister Buchholz und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tourismusministerium für diese zusammenfassende Lagebeschreibung und das Aufzeigen von Perspektiven für die nächsten Jahre.
Meine Damen und Herren,
die Corona-Pandemie hat natürlich auch im Schleswig-Holstein-Tourismus tiefe Spuren hinterlassen.
Wenn auch der eher autarke Urlaub bei Camping, Ferienhäuser und Ferienwohnungen relativ gut durch die schwierige Zeit gekommen ist, sind die Umsätze in Hotels, Pensionen und Gruppenunterkünften jedoch massiv eingebrochen. Hier haben Bund und Land mit Überbrückungs- und anderen Hilfen viele Betriebe zumindest über Wasser gehalten. Positiv zu bewerten ist der vorzeitige Start der Modellregionen in Schleswig-Holstein, u.a. in der Schleiregion oder in Nordfriesland, um den Nachweis zu erbringen, dass unter Einhaltung von Testregime, Kontaktnachverfolgung und Hygienekonzept ein sicherer Urlaub auch in Corona-Zeiten möglich ist. Dieser Test hat uns im Wiederanfahren des Tourismus in Schleswig-Holstein insgesamt einen wertvollen strategischen Vorteil verschafft.
Meine Damen und Herren,
der Bericht geht auch auf die Entwicklungspotenziale des Binnenlandtourismus ein. Die Aktivitäten Radfahren, Natur erleben und Wandern erfordern eine entsprechende Infrastruktur, z.B. den verstärkten Ausbau von Radwegen – hier sind wir mit der Radstrategie auf einem guten Weg – oder eine bessere Verknüpfung von Bahn und Radtourismus. Hier kommen auch die Landgasthöfe ins Spiel, die es in der Pandemie besonders hart getroffen hat. Da reicht es zwar nicht, auf das Sorgentelefon der Evangelisch-Lutherischen Kirche zu verweisen, so hilfreich und nötig diese Hilfe auch ist. Ich hoffe auf gute Vorschläge aus einer Studie der Akademie für Ländliche Räume, die das Innenministerium beauftragt hat und die demnächst fertig sein wird. Gerade in diesem Bereich sind aber auch die Kommunen gefordert, ihren Teil beizutragen, denn so manches Dorfgemeinschaftshaus hat dem örtlichen Landgasthof den Garaus gemacht.
Meine Damen und Herren,
die evaluierte Tourismusstrategie Schleswig-Holstein wird neben dem angesprochenen Binnenlandtourismus die Nachhaltigkeit in ihrem Stellenwert noch einmal deutlich erhöhen- und das ist auch richtig so! Neben den ökonomischen und ökologischen sind auch die sozialen Belange ganz besonders zu berücksichtigen. Ziel muss es sein, die Tourismusakzeptanz in der einheimischen Bevölkerung zu stärken, den vielfältigen Nutzen des Tourismus herauszustellen und Konflikte zwischen Gäste-Interessen und Bedürfnissen der Menschen vor Ort zu vermeiden.
Und auch hier sind die Kommunen mit Transparenz und rechtzeitiger Kommunikation gefordert. Neben den Bereichen Verkehr und Lärmbelästigung spielt die Verfügbarkeit von Dauerwohnraum eine entscheidende Rolle, um z.B. Arbeitskräfte in der Branche zu halten oder sie (zurück-)zugewinnen. Machen wir uns nichts vor – das ist ein entscheidender Punkt, um im Tourismus auch zukünftig erfolgreich zu sein. Und das darf ich aus eigener Erfahrung sagen – das Problem ist auf den Inseln noch deutlich ausgeprägter als auf dem Festland.
Ich möchte aber dennoch die vielen Aktivitäten und Maßnahmen würdigen, die im Bericht dargestellt sind, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Soll keiner sagen, dass die Akteure am Arbeitsmarkt den Ernst der Lage nicht erkannt hätten.
Meine Damen und Herren, ich zitiere,
„für alle Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit muss die Leitlinie einer nachhaltigen qualitativen Tourismusentwicklung die Richtschur künftigen Handelns sein“, so steht es im Positionspapier des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein. Wir haben keinen Mangel an Studien und Beschreibungen der Lage, ob es der Evaluationsbericht zur Tourismusstrategie, die Landgasthofstudie oder die vom Tourismusverband beauftragte Akzeptanz-Studie sind, die alle demnächst zur Verfügung stehen. Damit ist dann auch der Auftrag verbunden, mit den gewonnenen Erkenntnissen den Schwung mitzunehmen in die Umsetzung von Projekten oder auch Investitionen in die touristische Infrastruktur der Gemeinden vor Ort.
Die vielen meist mittelständischen Betriebe sollten bei Investitionen, Modernisierung und Digitalisierung unterstützt werden. Da wird schon eine Menge gemacht, der Bericht nennt viele Beispiele. Ob die vorhandenen Ressourcen für den großen Schwung, zu dem wir ansetzen sollten, ausreicht, müssen wir sehen. Dabei spielen die EU-Förderprogramme auch eine wichtige Rolle. Um diesen Prozess zu steuern braucht es Finanzmittel, klar, und es braucht auch Frauen- und Männer-Power. Das alles richtig aufgesetzt kann nach den zurückliegenden zwei Pandemie-Jahren eine Dynamik entfalten und dem Tourismus in Schleswig-Holstein den gewünschten Schub geben.
Bei allen Herausforderungen sollten wir nicht vergessen, dass wir insgesamt mit dem Tourismus Schleswig-Holstein mit all seinen Facetten ein Super-Produkt haben, auf das wir stolz sein können und das wir im besten Sinne auch bestens verkaufen können.
Meine Damen und Herren,
zum Schluss möchte ich noch kurz auf die aktuelle Lage an den sandigen Küsten von Nord- und Ostsee eingehen, die nach den heftigen Stürmen und Sturmfluten große Teil ihrer Sandstrände verloren haben. Die Landesregierung hat insgesamt 2,5 Mio. € zur Verfügung gestellt, um die Strände so schnell wie möglich wieder herzstellen – vielen Dank dafür und vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel