Klimaindustrie | | Nr. 132/23
TOP 47a: Standortvorteil in der Energiewende nutzen
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Landtagspräsidentin,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
eines ist ganz klar: Die Bundesrats-Initiative unserer Landesregierung kann man nur zu 100 Prozent unterstützen, wenn man für Schleswig-Holstein, für sichere Arbeitsplätze und für den Erfolg der Klima- und Energiewende ist! Wir wollen unser Land zu einem klimaneutralen Industrieland machen – dafür braucht es diese Initiative, die ich mir im übrigen schon längst von unserer Bundesregierung gewünscht hätte.
Es ist nicht neu, dass wir als Land selbst für unsere Interessen und für bezahlbaren Strom kämpfen müssen. So ist das, wenn man als Vorreiter unterwegs ist.
Nicht erst seit Northvolt wissen wir, dass der Strompreis gerade hier, wo wir überschüssige Energie aus der Windkraft abschalten und Strom quasi in den Müll werfen, sinken muss.
Für die privaten Haushalte, aber insbesondere auch für die Industrie müssen sich die Rahmenbedingungen verbessern, und dafür braucht es unter anderem ein neues Design des Strommarktes. Unsere Erneuerbaren Energien sind ein echter Standortvorteil, der in einer Welt, die sich immer schneller verändert, eine immer wichtigere Rolle spielt.
Wir sind ja gerne bereit, unseren Strom auch in den Süden zu schicken und mit Bayern und anderen zu teilen – aber warum soll der Strom dann in Bayern günstiger aus der Steckdose kommen als bei uns?
Das geht so nicht, meine Damen und Herren!
Wir müssen, wenn wir uns im Wettbewerb um Industrieansiedlungen nicht von vornherein geschlagen geben wollen, global wettbewerbsfähig sein. Das sind wir aktuell nicht, obwohl wir in ganz Europa die besten Standortbedingungen haben. Wie verrückt ist das denn!
Unser Standortvorteil muss nun auch konkret und real bei Unternehmen spürbar sein! Wir brauchen vor Ort die klimaneutrale Produktion von Batterien, Speichern, PV-Anlagen, Windrädern und vielem mehr, was für die CO2-neutrale Energie-, Wärme- und Mobilitätswende erforderlich ist.
Wir müssen unsere intelligenten Lösungen unter Einbeziehung von Wasserstoff noch viel schneller voranbringen. Ich will Ihnen ein kleines Beispiel aus meinem Wahlkreis erzählen: Da gibt es das junge Unternehmen H2Core Systems. Pfiffige Leute, die sich mit Playern in der ganzen Welt vernetzt haben und unkompliziert und erfolgreich an Wasserstoffanlagen arbeiten. Da können Sie beispielsweise jetzt schon Strom, den Sie mit Ihrer PV-Anlage auf dem Dach gewinnen, als Wasserstoff dauerhaft abspeichern und bei Bedarf jederzeit wieder verstromen und abrufen. Schon jetzt hat diese Firma mehr als 200 Anlagen weltweit verkauft. Das funktioniert für Privathaushalte, aber auch für das Gewerbe! Genau solche Lösungen müssen wir in Skalierungen ausbauen.
Die Deutsche Presse-Agentur hat vor Kurzem über Dithmarschen berichtet und viele Zeitungen aus Schleswig-Holstein und in Deutschland haben den Artikel übernommen, die Überschrift: „Im hohen Norden Deutschlands entsteht ein grünes Silicon Valley“. Wir nennen es auch gern „Green Energy Valley“ – die klimaneutrale Energie-, Industrie- und Ansiedlungsregion. Das zeigt doch: Was wir in Schleswig-Holstein auf die Beine stellen, darum beneiden uns viele! Dass die Westküste mal als „Top-Standort für innovative Energieprojekte“ bezeichnet wird, hat auch lange niemand gedacht. Ich kann allen 10 Punkten dieser Bundesratsinitiative voll zustimmen und würde es begrüßen, wenn wir das in Deutschland sehr zeitnah umsetzen.
Wir brauchen die Dekarbonisierung und Defossilisierung, wir brauchen die Transformation unserer Industrie, wir brauchen eine schnelle und praktikable Umsetzung des europäischen Green Deal Industrial Plans, wir brauchen eine Reform des Energiesektors, wir brauchen eine Reform der Netzentgelte, wir brauchen den Markthochlauf beim grünen Wasserstoff und wir brauchen eine zukunftsfähige Netzinfrastruktur. Wir brauchen eine Energieversorgung die sicher, verfügbar, nachhaltig und bezahlbar ist.
Kurzum: Eigentlich sind das genau die Aufgaben, deren Erledigung wir – gerade nach den neuen Möglichkeiten, die die EU nun endlich bietet – schnellstmöglich von der Bundesregierung erwarten.
Wenn es dazu einmal mehr Nachhilfe und Initiativen aus dem hohen Norden braucht, sind wir dazu sehr gern bereit.
Ich bitte unserem Antrag zuzustimmen.
Herzlichen Dank!
Sie haben Fragen zu diesem Artikel? Sprechen Sie uns an:
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel